Einleitende Worte an die Leser


Liebe Leserinnen und Leser,

die Idee zu diesem nachdenklichen Blog entstand, nachdem ich mich auf der Homepage der Global Home Education Conference 2012 über das Thema der Konferenz informiert hatte. Aus einer gewissen Erschütterung und meinen Bedenken heraus verfasste ich spontan einen offenen Brief an Dagmar Neubronner, welcher nun einen Teil einer kritischen, nachdenklich stimmenden und vor allem auch informativen Auseinandersetzung mit dem Thema GHEC 2012 darstellen soll.


Die Konferenz weckt bei vielen Menschen Erwartungen oder Hoffnungen. Einige werden sich vielleicht fragen, wieso ein solch "großes, wichtiges Ereignis" kritisiert oder gar - wie von mancher Seite vorgeschlagen - boykottiert werden soll. Schließlich sollen in diesem Rahmen Bildungspioniere, internationale Wissenschaftler, Juristen und politische Entscheidungsträger zusammenkommen und sich auf hohem Niveau dem Thema widmen - ja welchem Thema eigentlich genau? Die Begriffe "Bildung zu Hause", "häusliche Bildung", "Homeschooling", "Freilernen", "häusliches Lernen", "freies Lernen" oder "Bildungsfreiheit" werden wie Synonyme um sich geworfen, als ob es keine Rolle spiele, was jeder nun genau darunter versteht oder welche Motive oder Philosophien dem jeweiligen Ansinnen zugrunde liegen. Der Wunsch nach Veränderung (und sicher bei vielen Menschen eine gewisse Not) ist - verständlicherweise! - so groß, dass jedem großen Ereignis dankbar und hoffnungvoll als große Chance entgegengesehen wird. Spielt es dabei vielleicht auch keine Rolle, wer dieses Ereignis organisiert oder als Sponsor unterstützt? Wichtig sei doch, dass alle an einem Strang ziehen, sich zusammenraufen, gemeinsam aufwarten, als Einheit auftreten - denn nur so lässt sich etwas bewirken! Was eigentlich? Ein "Umdenken" in der Bevölkerung? Ein Überzeugen der politischen Entscheidungsträger? 

Es gibt einige Menschen, die in Bezug auf die Konferenz ernsthafte Bedenken oder sogar Befürchtungen haben. Ist es nicht unklug, diese auszublenden oder nicht zu berücksichtigen? Ich persönlich halte es für gefährlich, unreflektiert und ohne genügend Hintergrundkenntnisse zu einer Sache unbedingt ja (oder auch nein) zu sagen. Meiner Meinung nach ist nicht "Uneinheit" oder "Uneinigkeit" problematisch, sondern Unreflektiertheit des eigenen Denkens und Tuns sowie Nichtauseinandersetzung mit Kritik.

Es könnte nützlich sein, noch einmal genau zu hinterfragen, ob das Ansinnen der Konferenz wirklich den eigenen Erwartungen und Vorstellungen entspricht. Um das deutlich zu machen, möchte ich zwei Beispiele nennen: 
  • Ich las neulich die Aussage eines Vaters, der sich sehr dankbar für die Konferenz zeigte und sie als große Chance betrachtete, denn schließlich hätten wir doch das Ziel, "dass unsere Kinder in Deutschland frei wählen dürfen, wo sie lernen wollen."
Ich möchte hier nun ausdrücklich darauf hinweisen, dass dieses Ziel nicht das Ziel ist, für das sich die Global Home Education Conference 2012 einsetzt!
  • Eine Mutter plädierte dafür, doch endlich geschlossen für unser gemeinsames Ziel einzutreten, nämlich "dass Kinder und Eltern das Recht haben zu entscheiden, wo und wie Bildung geschieht."
Ich danke dieser Mutter sehr für diesen Beitrag, denn ihr Anliegen führt genau zu den Kernfragen, um die es meiner Meinung nach gehen sollte: Wer soll das Recht haben zu entscheiden? Um wessen Recht auf freie Bildung soll es gehen - und um wessen geht es tatsächlich? 

Je nachdem, wie wir diese Frage beantworten, werden wir entweder ein "Schlachtfeld" eröffnen, einen Kampfplatz schaffen, auf dem wir gegeneinander kämpfen können bis es entweder Sieger und Verlierer oder nur Verlierer gibt... oder wir finden den gesuchten und gewünschten gemeinsamen Nenner, für den es sich lohnt einzusetzen.

Ich wünsche mir von allen Beteiligten den Mut und die Bereitschaft, über die eigenen Vorstellungen zu reflektieren und sich Auseinandersetzungen und Kritik zu stellen. Ich selbst bin gerne bereit dazu und lade jeden herzlich ein, mitzumachen! 

Franziska Klinkigt
(Diplom-Psychologin und Mutter zweier Töchter)


Ich bitte noch zu beachten: Namentlich gekennzeichnete Beiträge werden von den Autoren selbst verantwortet und geben nicht in jedem Fall meine Meinung wieder.

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